Angesichts der Inkompetenz und Unfähigkeit des korrupten indonesischen Staats ist der Erhalt der letzten großen Urwälder Borneos ausschließlich den Händen von Umweltorganisationen anvertraut, die ihr Bestes geben, um Projekte für die Förderung von Ökotourismus auf die Beine zu stellen. Doch alle Anfänge sind schwer: Ohne die richtige Infrastruktur, mit der die schwierigen Zugänglichkeit der Nationalparks und ohne öffentliche Finanzierungs- und Vermarktungsmöglichkeiten sind es nur sehr wenige Abenteurer, die ihren Weg in die letzte erhaltene Heimat der Orang-Utans finden. Um so ratsamer, die abenteuerliche Reise abseits aller getretenen Pfade jetzt anzutreten – bevor die Großkonzerne es tun.
Ost-Kalimantan
Ost-Kalimantan wartet mit den zugänglichsten Zielen für Naturfans auf, mit den besten (und anspruchsvollsten!) Trekkingmöglichkeiten der Insel, mit einigen interessanten Erfahrungen mit der Arbeit von BOS und Borneos zweitbestem Tauchgebiet nach Sipadan. Eingangstor ist die Stadt Balikpapan an der Ostküste, welche man ausschließlich über Singapur, Java oder von Tarakan (mit Anschluss aus Tawau in Sabah) erreicht. Ein guter Anschluss nach einer Sabah-Rundreise könnte die Route Tarawan-Derawan-Samboja-Kutai sein.
Der Osten Kalimantans hat am meisten unter den Palmöl-Plantagen und der illegalen Abholzung gelitten. Einst war der berühmte
Kutai Nationalparks unweit von Samarinda nur vom Regenwald bedeckt und man konnte mühelos Orang-Utans vor der Hütte der Parkverwaltung beobachten. Nun sind großflächige Gebiete des Parks vollständig abgeholzt und hinterlassen bei den Besuchern nichts als ein deprimierendes Gefühl.
Heute müssen Reisende sich viel weiter von der Küstenstadt Samarinda entfernen, um richtig unberührte Regenwälder mit einer intakten Orang-Utan-Population anzutreffen. Wer das auf sich nimmt, wird mit einigen von Borneos besten Trekkingmöglichkeiten im großartigen
Kayan Mentarang-Nationalpark ctID=ID0101belohnt.
In der Nähe von Balikpapan befindet sich das Forschungs- und Rehabilitationscenter der BOS,
Samboja Lestari. Hier geht man anders mit den Orang-Utans (aber auch mit den Lippenbären) um, als es sonst in den Rehabilitationszentren Borneos üblich ist. Die neue harte Linie der BOS Organisation verteidigt eine klare Trennung zwischen Mensch und Tier. Der enge Kontakt, worauf sich der Tanjung-Puting-Besucher so sehr freut, wird im neu errichteten Rehabilitationszentrum von Samboja Lestari strikt untersagt. Die Gäste müssen lernen, die Tiere aus der Ferne zu beobachten und sich in freiwilligen Tagesaktivitäten wie der Futterzubereitung zu beteiligen.
Und zuletzt wartet im Archipel von
Pulau Dewaran nordöstlich Kalimantans Borneos zweitbestes Tauchgebiet nach Pulau Sipadan - aber ohne die dortigen Menschenmassen.
Die vielen Sehenswürdigkeiten Ost-Kalimantans reichen für eine erlebnisreiche Rundreise aus. Diese ist insbesondere geeignet für Fans anspruchsvollen Trekkings und für Liebhaber der Meeresfauna Borneos. Der Zugang von Tarakan aus mit täglichen Flügen ab Tawau in Sabah erlaubt es, diese Tour mit einer Sabah-Reise zu kombinieren.
Zentral-Kalimantan
Die Nähe zu Java bringt
Zentral-Kalimantan die meisten Besucher. Und alle enden unvermeidlicherweise im Tanjung Puting Nationalpark, der zweifelsohne größten Attraktion des indonesischen Borneos.
Um die Provinz-Hauptstadt
Palangkaraya herum gibt es ein paar interessante Ausflugsziele, mit denen man sich ein paar Tage gut vertreiben kann.
Zentral-Kalimantan beherbergt Borneos bekannteste Attraktion, den Tanjung Puting Nationalpark, den Ort, der dafür bekannt ist, dass hier die zahmen und halbzahmen Orang-Utans beobachtet werden können. Die Hauptstadt Pankalan Bun wird als Einstiegsort von Java schnell erreicht. Von der Stadt
Palangkaraya aus bieten sich Reisen in einige der unzugänglichsten Gebiete Borneos an, diese Gegend eignet sich für Borneo-Wiederholer, die einen ausgeprägten Sinn für Abenteuer haben und dafür bereit sind, etliche Strapazen auf sich zu nehmen.
Wagemutige können die unglaublich strapaziöse Fahrt zum abgelegenen
Bukit Baka Bukit Raya-Nationalpark versuchen.
Beim Nationalpark mit dem langen Namen handelt es sich um weiteres, schwer zugängliches Gebiet in Zentralborneo, das die höchste Erhebung Kalimantans, den 2.278 Meter hohen Bukit Raya beherbergt. Landschaftlich ist der Park mit den vielen Erhebungen und den dicken undurchdringlichen Primärregenwald sehr reizvoll.
Die Orang-Utans sind hier sehr scheu, öfters gehen Besucher mit leeren Händen nach Hause. Die Gegend mit den meisten Orang-Utans ist der Ella-Fluss hinter einem Dorf Namens Belaban. Bei der Parkverwaltung kann man Campingtouren buchen.
Den Park kann man entweder von Pontianak aus (14 Stunden Fahrtzeit mit 4x4 und Booten) oder von Panlangkaraya (ähnliche Dauer und gleiche Transportmittel) erreichen. Die unglaublich langen Fahrzeiten und die Tatsache, dass es keinen Flughafen in der Nähe gibt, der die enorme Fahrtdauer verkürzt, halten uns immer wieder davon ab, Bukit Baka Bukit Raya im Rahmen unserer Reisen anzubieten.
Ohne Zweifel lässt sich festhalten, dass Bukit Baka Bukit Raya die abgelegenste Ecke Borneos ist.
West-Kalimantan
Von der Abholzung ständig bedroht versteckt sich südlich von Pontianak, der Hauptstadt West-Kalimantans, der
Gunung Palung-Nationalpark. Mit geschätzten 10 % der Orang-Utan-Population ist er das wertvolle Gegenstück zum Danum-Tas in Sabah, das aufgrund einer schlechten Verwaltung und Abholzung an den Rand seiner Nachhaltigkeit getrieben wird.
Östlich von Pontianak, um die abgelegene Stadt Putussibau herum und fast an der Grenze zu Sarawak erstreckt sich ein riesiges, zumeist unerforschtes Gebiet mit undurchdringlichen Urwäldern: Die Region heißt Kapuas Hulu und eignet sich für expeditionslustige Abenteurer, die Lust dazu haben, sich einmal richtig weit abseits der Zivilisation auszuprobieren. Der Nationalpark Betun Kerihun ist Teil dieses wilden Borneos.
Reisen in dieses abgelegene Gebiet sind mühsam, zeitraubend und erfordern richtige Expeditionen, oftmals im eigenen Zelt.
Der Nationalpark von Gunung-Palung im Westen zählt eine der weltweit größten Konzentrationen von Orang-Utans. Man schätzt die Population von Orangs auf 10 % des weltweit Bestands. 1985 gründete Primatenforscher Dr. Mark Leighton die Cabang Panti Forschungsstation im Herzen des Nationalparks. Seither sind weit über hundert Wissenschaftler hierher gezogen, um die einzigartige Fauna dieses Parks zu studieren. Neben der bekannten Orang-Utan-Population gibt es hier auch Weißbartgibbons sowie andere Primatenarten, eine reiche Vogelwelt und eine nicht weniger beeindruckende Herpetofauna. Alles auf einem vergleichsweise kleinen Fleck.
Um das Jahr 2000 galt Gunung Palung als der beste Nationalpark in ganz Borneo, um echte, ungezähmte Orang-Utans anzutreffen. Seit dem hat sich aber das Bild des Parks gründlich geändert. Die illegale Abholzung im Park hat dramatisch zugenommen: Auf den Trekkingtouren im Park ist der Lärm der Kettensägen ständig zu hören. Dementsprechend scheu sind die tierischen Bewohner des Parks.
Gunug-Palung ist ein Nationalpark mit sehr viel Potenzial, der leider aufgrund einer schlechten Verwaltung und Abholzung an den Rand seiner Nachhaltigkeit getrieben wird.
Guides führen die Besucher von Sukadana zum Lubuk Baji Waldcamp. Erwartet hier aber keinen Komfort: Zwar bieten die Holzhäuser einen gewissen Schutz vor Regen, Betten oder auch nur Matratzen werdet Ihr hier aber vergebens suchen. Sudakana erreicht man von Ketapang aus, wovon gute Flugverbindungen nach Pontianak und Pankalan bestehen.
Betun Kerihun Nationalpark – Kapuas HuluDer Kapuas-Fluss durchfließt ein riesiges, zum größten Teil unerforschtes Gebiet Primärregenwalds an der Grenze zu Sarawak, in dem viele Dayaks ihre Heimat haben. Ein Teil davon wurde unter Naturschutz gestellt.
Eingangstor zum Nationalpark ist das unscheinbare Städtchen Putussibau, das nur rund 15.000 Einwohner zählt und Hauptstadt des Distrikts Kapuas Hulu ist. Trotz des Mangels an Sehenswürdigkeiten (oder vielleicht deshalb) besitzt Putussibau einen angenehmen Flair mit recht unaufdringlichen, hilfsbereiten, muslimischen Einwohnern, die authentische Kontakte mit Land und Leuten ermöglichen. Erreicht wird die Stadt über eine unglaublich lange Fahrt von Pontianak oder zwei mal wöchentlich per Flug.
Am schnellsten erreicht man Betun Kerihun über die Sibau- und Mendalam-Flussader. Für richtig lohnende Naturerlebnisse fahren Sie lieber nach Sadap am Ufer des Embaloh-Flusses. Die Ufer des oberen Embaloh-Flusses sind die tierreichsten im Park. Das Gebiet beherbergt auch die dichteste Konzentration von Orang-Utans im Betun Kerihun Nationalpark. Ihr Ziel in diesem Bereich des Parks ist das Derian Camp, wo man sich der Tierbeobachtung –und anderen Aktivitäten wie zum Beispiel den Wanderungen zu einigen Wasserfällen- hingeben kann.
Es ist –wie überall in indonesischem Borneo auch- keine feste Unterkunft im Park zu finden. Abenteuerlustige sind auf einfache Homestays oder aufs Zelten angewiesen.
Neben der traditionellen Erkundung des Nationalparks mit dem Boot bietet Betun Kerihun zahlreiche Aktivitäten an: insbesondere den Besuch unzähligen Langhäuser der Iban und vielerlei Rafting- und Trekkingmöglichkeiten. Das ultimative Trekkingabenteuer ist die Durchquerung Borneos vom Westen nach Osten entlang der Mahakam Route. Die Route wurde durch Anton Willem Nieuwenhuis bekannt, dem ersten Europäer, dem es gelang, Borneo von Pontianak im Westen nach Samarinda im Osten 1894 zu durchqueren. Die unglaublich harte Trekking-Tour quer durch das Muller-Gebirge nimmt ca. 7 Tage in Anspruch, bis man den oberen Mahalam Fluss erreicht und von dort aus mit dem Boot Samarinda.
Anders als in anderen Nationalparks Indonesiens scheint die Regierung besonders bemüht zu sein, den Ökotourismus im Gebiet des Kapuas-Hulu zu fördern. Wegen der gut ausgebildeten Dayak-Guides und der zuverlässigen, örtlichen Agenturen können wir uns vorstellen, diesen äußerst vielfältigen Park verstärkt anzubieten, idealerweise in Ergänzung zu dem von Pontianak aus gut angeschossenem Sarawak.
Danau Sentarum ist Kalimantans größtes Süßwasserseesystem. Die geschützten Sumpfgebiete sind Heimat für Orang-Utans und zahlreiche andere Arten. Der Park weist keine Infrastruktur auf und wurde von uns auch nicht besucht. NGO Kompakh in Putussibau bietet Ausflugspakete an.
Die Kreuzung von Natur- und Meereserlebnissen macht Borneo zu einer besonderen Destination für Naturfreunde, die einen Sinn für Abenteuer haben und den Regenwald mit seinen großen und kleinen Tieren genießen können.